Ministerin Scharrenbach: Aus Patenschaft wird Partnerschaft – Verleihung des Heimat-Preises für die Siebenbürger Sachsen im 65. Jahr der Patenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung teilt mit:
Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen hat am Donnerstag, 31. März 2022 erstmals in der Geschichte des Landes den Heimat-Preis für die Siebenbürger Sachsen verliehen. Die Auszeichnung wurde 2019 von der Landesregierung ins Leben gerufen und ist mit insgesamt 12.500 Euro dotiert. Sie gilt als Ausdruck für die intensive Verbindung des Landes Nordrhein-Westfalen zu den Siebenbürger Sachsen. Seit 1957 besteht die Patenschaft zwischen Nordrhein-Westfalen und den Siebenbürger Sachsen.
„Der Heimat-Preis für die Siebenbürger Sachsen ist Ausdruck der engen Verbundenheit zwischen Nordrhein-Westfalen und Siebenbürgen. Die Landesregierung würdigt mit dem Preis den hohen Einsatz der Siebenbürger Sachsen in Vergangenheit und Gegenwart für den Austausch in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Literatur zwischen unserem Bundesland und der Region Siebenbürgen im heutigen Rumänien. Als engagierte Heimatgestalterinnen und Heimatgestalter leisten die Siebenbürger Sachsen einen besonders wertvollen Beitrag für die Völkerverständigung und unser Zusammenleben in Nordrhein-Westfalen. Ich gratuliere den Preisträgerinnen und Preisträgern ganz herzlich“, so Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung.
„Die jahrzehntelange fruchtbare Zusammenarbeit wird mit dem neuen ‚Heimat-Preis für die Siebenbürger Sachsen‘ des Landes Nordrhein-Westfalen als sichtbares Zeichen der engen Beziehung zueinander gewürdigt. Ich danke dem Land Nordrhein-Westfalen für die Initiierung dieses Preises, in dem wir unsere Integration in der neuen Heimat wiederfinden, genauso aber auch eine Brücke von Nordrhein-Westfalen in die alte Heimat Siebenbürgen schlagen“, so Rainer Lehni, Bundesvorsitzender und Landesvorsitzender NRW des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V.
Eine internationale Jury, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, der Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung in Nordrhein-Westfalen und Rumänien, wählte bereits 2020 drei herausragende Projekte und Lebenswerke zur Prämierung aus: Die Initiative „Turm der Erinnerung“, steht für den Erhalt des kulturellen Erbes der Siebenbürger Sachsen sowie generationenübergreifende Zusammenarbeit bei der Betreuung des gleichnamigen identitätsstiftenden Turms in Wiehl-Drabenderhöhe. Ebenfalls ausgewählt wurde der Schiller Verlag in Hermannstadt, der mit seinem Verlagsprogramm eine literarisch-kulturelle Brücke zwischen Deutschland und Rumänien schlägt. Einen Sonderpreis erhält darüber hinaus Orgelbauer Hermann Binder aus Hermannstadt, der mit seiner Orgelwerkstatt zum Erhalt des von den Siebenbürger Sachsen geschaffenen Kulturguts – den Kirchenburgen – in besonderer Form beigetragen hat. Die beiden Hauptpreise erhalten jeweils 4.500 Euro, der Sonderpreis wird mit 3.500 Euro dotiert. Pandemiebedingt musste bisher auf eine Preisverleihung in Präsenz verzichtet werden. Diese wurde jetzt am 31. März 2022 durchgeführt.
Derzeit leben rund 20.000 Siebenbürger Sachsen in Nordrhein-Westfalen. Dies sind etwa zehn Prozent aller Siebenbürger Sachsen in Deutschland.
Hintergrund
Informationen zu den ausgezeichneten Preisträgerinnen und Preisträgern des Heimat-Preises für Siebenbürger Sachsen des Landes Nordrhein-Westfalen:
Initiative „Turm der Erinnerung“ in Wiehl-Drabenderhöhe
Der „Turm der Erinnerung“ ist zum Wahrzeichen der Siedlung Wiehl-Drabenderhöhe der Siebenbürger Sachsen geworden und erinnert zugleich an die reiche Kulturlandschaft Siebenbürgens mit ihren zahlreichen Kirchenburgen und Wehrtürmen. Er bildet den symbolträchtigen Eingang zum Haus Siebenbürgen und ist – mit seinem roten Dach – ein Erkennungszeichen weit über das Oberbergische hinaus. Zahlreiche Aktivitäten erfüllen den Turm mit Leben. Er ist Geschichtsmuseum, Kunstgalerie und Treffpunkt der Generationen. Darüber hinaus bildet er den stimmungsvollen Schauplatz für eine Fülle kultureller Veranstaltungen – organisiert vom Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen "Adele Zay" e. V., der Kreisgruppe Drabenderhöhe des Verbandes der Siebenbürger Sachsen sowie dem Haus Siebenbürgen Drabenderhöhe – welche gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Dorfes Drabenderhöhe durchgeführt werden. Der Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen "Adele Zay" e. V. wurde 1962 gegründet und feiert dieses Jahr das 60-jährige Jubiläum. Der Verein ist alleiniger Gesellschafter des Haus Siebenbürgen, einem Wohn- und Pflegeheim in Wiehl.
Darüber hinaus unterstützt er soziale und diakonische Einrichtungen und Aufgaben der Evangelischen Kirche AB in Siebenbürgen, Rumänien.
Begründung der Jury:
Die Jury sieht im „Turm der Erinnerung“ ein herausragendes Beispiel für den Erhalt des kulturellen Erbes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und der generationenübergreifenden Zusammenarbeit, die bei der Betreuung des Turms bis heute geleistet wird. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft siebenbürgischer Heimat in Nordrhein-Westfalen – in und am „Turm der Erinnerung“ bekommt sie ein Gesicht und wird für alle erfahrbar.
Schiller Verlag in Herrmannstadt (Siebenbürgen, Rumänien)
Mit einem anspruchsvollen Verlagsprogramm leisten die beiden Gründer Anselm Roth (verstorben) und Jens Kielhorn von Hermannstadt aus einen wertvollen Beitrag zur Stärkung und Bewahrung siebenbürgischer Identität innerhalb und außerhalb des ehemaligen Siedlungsgebietes der Siebenbürger Sachsen. Der Schiller Verlag Hermannstadt und die angegliederten Buchhandlungen stehen außerdem für die Vermittlung von Buch-Kultur in den Sparten Dokumentation, Ortsmonographien, Reiseführer, Belletristik, Theologie, Philosophie, Schulbücher und Alltagsleben: ein Programm, das für eine besondere Reichhaltigkeit bei der Weitergabe heimatlicher Themen steht.
Begründung der Jury:
Die Jury sieht im verlegerischen Wirken des Verlags vor allem seine Verdienste als Brückenbauer zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Rumänien, zwischen den Siebenbürger Sachsen innerhalb und außerhalb Rumäniens, zwischen Einheimischen, ihren Gästen und Touristen. Er zeigt zudem, was Literatur als Heimatstifterin leistet und wie Kulturpflege dazu beiträgt, lokale Identität zu stärken.
Sonderpreisträger: Orgelbauer Hermann Binder aus Hermannstadt (Siebenbürgen, Rumänien)
Hermann Binder, geboren 1945 in Sighișoara, ist Siebenbürger Sachse und weit über die Grenzen Siebenbürgens als Orgelbauer und Orgelforscher bekannt. Sein Fachgebiet sind historische Orgeln und er ist zudem in der Nachwuchsarbeit sehr aktiv und erfolgreich.
Begründung der Jury:
Die Jury würdigt mit dem Sonderpreis den Einsatz Hermann Binders zur Bewahrung des kulturellen Erbes Siebenbürgens in Rumänien. Hermann Binder hat jahrzehntelang unter schwierigen Bedingungen – begonnen noch in der Zeit des Kommunismus – die einzige Orgelwerkstatt im sächsischen Siebenbürgen betrieben. Ihm ist es zu verdanken, dass die Kirchenburgenlandschaft als ein zentrales, von den Siebenbürger Sachsen geschaffenes heimatliches Kulturgut in Rumänien deckungsgleich geblieben ist mit einer Orgellandschaft. Kirchenburgen und Orgeln gehören untrennbar zusammen. Ebenso ist es Binders Verdienst, dass gute Organistinnen und Organisten ihren musikalischen Dienst in Siebenbürgen tun können und Nachwuchs im Orgelbau gefördert wurde. Hermann Binder kennt alle wichtigen Orgeln Siebenbürgens. Neben seiner handwerklichen Tätigkeit als Orgelbauer hat er die Instrumente auch wissenschaftlich erfasst. Hermann Binder ist bis heute in Hermannstadt als Orgelbauer tätig.
Mitglieder der Jury für den „Heimat-Preis für die Siebenbürger Sachsen“:
- Vorsitz: Dr. Jan Heinisch, Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen
- Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen,
- Rainer Lehni, Bundesvorsitzender und Landesvorsitzender NRW des Verbandes der der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V.,
- Anna Janesch, Ehrenvorsitzende der Kreisgruppe Wiehl-Drabenderhöhe des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V., Betreuerin der Heimatstube
- Dr. Ruth Fabritius, Leiterin des Glasmuseums Rheinbach und stellvertretende Vorsitzende des Vereins Siebenbürgisches Museum Gundelsheim e.V.,
- Dr. Stefan Cosoroaba, Referent für institutionelle Kooperation der Evangelischen Kirche Augsburger Bekenntnis in Rumänien für die Kontaktpflege mit den Siebenbürger Sachsen in Deutschland und der Evangelische Kirche in Deutschland (bis Januar 2022 und bei Ernennung als Jurymitglied – seit Februar 2022: Mitarbeiter im Stab der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) in Wien) sowie
- Benjamin Jozsa, Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien.
Weitere Informationen zum Heimat-Preis für die Siebenbürger Sachsen finden Sie auf der Homepage des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen unter www.mhkbg.nrw
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